Natur- und Artenschutz
Im Steinbruch haben sich mit der Gelbbauchunke, der Kreuzkröte und der Zauneidechse streng geschützte Arten eingefunden. Diese werden im laufenden Steinbruchbetrieb in enger Zusam- menarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde des Kreis Herford seit dem Jahr 2019 intensiv gemanagt und gemonitort.
Zunächst sind Biotope aus Tümpeln und Versteckplätzen geschaffen worden. Hier haben die Tiere bereits im Jahr 2019 nahezu jedes angelegte und funktionierende Gewässer angenommen, so dass die Population erheblich gestärkt werden konnte. 2020 hat sich der Bestand weiter stabilisiert, wie der Vergleich der festgestellten Tages- maxima zeigt.
Die Gelbbauchunke ist durch ihre individuelle Bauchzeichnung eine Art, mit der sich recht leicht Populationsstudien anhand eines Fang-Wiederfang-Monitorings durchführen lassen. Hierbei werden die Bauchseiten fotografiert. Durch die biometrische Datenauswertung konnte für die Jahre 2019 und 2020 festgestellt werden, wie viele unterschiedliche Unken während des Monitorings in den Gewässern im Steinbruch unterwegs waren.
Die dortige Reifenwaschanlage wurde aufgrund der Besiedelung durch Gelbbauchunken und Kreuzkröten für den Durchgangsverkehr gesperrt. Hier konnten im September 2020 noch Gelbbauchunken- und Kreuzkröten-Larven gezählt werden. Kurz vor der Austrocknung wurde die Reifenwaschanlage durch den Werksleiter mit Wasser befüllt, um die verbliebenen Larven vor der Austrocknung zu bewahren. So konnte der Hauptteil der Larven noch die Metamorphose abschließen.
Der Uhu hat sich schon seit über 20 Jahren im Steinbruch angesiedelt (mdl. Mitt. Dieter Marten 2019). 2020 wurde erstmals der Brutplatz in Form einer Freibrut an einer Böschung festgestellt. Gewölle und Rupfungen an den Fraßplätzen deuten auf eine häufige Erbeutung von Igeln, Ringeltauben, Rabenkrähen und gelegentlich auch Schleiereulen hin.
Bild: Radspuren im Steinbruch Vlotho dienten der Gelbbauchunke im Jahr 2020 als „Kinderstube“.
Ökologische Baubegleitung
Die Abraumarbeiten im Steinbruch wurden im Jahr 2020 durch eine ökologische Baubegleitung beraten. Außerdem konnten mit der Behörde abgestimmte Pflege- und Optimierungsmaßnahmen umgesetzt werden. Dabei wurden in sämtlichen Bereichen, vor allem den aktuellen Abbauabschnitten, Steinblöcke auf die Besiedelung durch Amphibien und Reptilien untersucht und gegebenenfalls evakuiert. Im Rahmen der ökologischen Baubegleitung konnten so insgesamt 22 Gelbbauchunken, neun Kreuzkröten, fünf Feuersalamander, eine Erdkröte, ein Bergmolch, eine Waldeidechse und eine junge Blindschleiche in Gewässer und Steinhaufen der angelegten Ersatzbiotope umgesiedelt werden.
Bild: Ein Gelbbauchunken-Paar im sogenannten „Amplexus“ (Klammergriff während Paarung und Laichabgabe) in einem angelegten Ersatzgewässer im Steinbruch Vlotho.
Pflegemaßnahmen
Während der Abbauarbeiten im Winter 2020/21 setzten Mitarbeiter der Unternehmensgruppe Reese als Ausgleich weitere Pflegemaßnahmen in den Biotopen um. Dabei sind auf den Ausgleichsflächen Biotope von aufkommenden Gehölzen freigestellt worden, um eine von den wertgebenden Arten bevorzugte Besonnung der Offenflächen und Gewässer zu erreichen. An sonnenexponierten Stellen wurden Holzhaufen für die Zauneidechse errichtet, zudem wurden Gewässer für Amphibien saniert und neu angelegt.
Ausblick
Die positive Entwicklung der Gelbbauchunken-Population im Steinbruchbetrieb Vlotho zeigt, dass die Artenschutzmaßnahmen erfolgreich sind. Sie sollen fortgesetzt und durch ein Erfolgsmonitoring begleitet werden.
Bild: Kreuzkröte (Epidalea calamita)